Wochenende Basiskurs Alpin auf der Rappenseehütte Juni 2016

Um 5 Uhr morgens los ???“ – Die erste Lektion im Basiskurs Alpin gab’s für uns schon vor der Abfahrt: Der frühe Alpinist bezwingt den Berg – oder so ähnlich. Und so standen wir, die zehn Teilnehmer sowie die beiden DAV-Leiter Erik und Bernhard, am Freitagmorgen zugegeben noch etwas verschlafen (nach dem späten EM-Spiel zwischen Deutschland und Polen am Abend zuvor) am alten Schlachthof.

Egal! Die Vorfreude auf das Wochenende und ein kleines Nickerchen auf der Fahrt nach Oberstdorf machten uns fit für den vierstündigen Aufstieg. Der begann erstmal im Regen und Eriks Prognose „Dahinten reißt es schon auf!“ wollte zunächst niemand so ernsthaft glauben. Doch tatsächlich! Vorbei an der Peters Alm und Enzianhütte setzte sich die Sonne immer weiter durch! 

Nach dem Check-in in der Rappenseehütte ging’s am Nachmittag direkt weiter zur ersten Trainingseinheit. Zunächst Geh- und Kraxelübungen, dann Seil- und Standplatztechnik. Wie war das noch mal mit dem Halbmast? Und der Mastwurf? Konzentriertes Knoten bei allen Teilnehmern. Als nächstes war der Prusik dran: Sicheres Auf- und Absteigen am fixierten Seil – ein kleines Wunderwerk dieser Knoten. Für einen Übungsklettersteig fand sich in der fast geschlossenen Schneedecke rund um die Rappenseehütte zwar nur ein kleines, felsiges Plätzchen. Dafür waren die Bedingungen für die anschließenden Rutschübungen bestens. Auf dem Rücken liegend mit den Füßen voraus: losrutschen, umdrehen, Vierfüßlerstand, anhalten – easy! Kopf voraus auf Rücken sah die Sache bei einigen Teilnehmern dann doch etwas zaghafter aus. 

Runter sind aber alle irgendwie gekommen und nach so viel Action und Abenteuer hatten wir uns ein kühles Radler (in der Sonne!) und ein zünftiges Abendessen redlich verdient. Mit Käsespätzle, Maultaschen & Co gestärkt konnten wir uns am Abend auch bestens in die Karten vertiefen und um die Tourenplanung für den Folgetag kümmern. Hohes Licht? Eine Besteigung des zweithöchsten Bergs der Allgäuer Alpen stand wegen des vielen Schnees eher als theoretische Möglichkeit im Raum. Als Alternative bereiteten wir eine kleine Runde übers Wieslekar, die Rappenseescharte und den Rappenseekopf vor. 

Um 8 Uhr standen am Samstag dann wieder alle frisch und fröhlich auf der Matte. Schritt für Schritt stapften wir den verschneiten Hang zur 2262 Meter hohen Steinscharte nach oben. Von dort wollten wir uns einen Überblick verschaffen, ob eine Besteigung des Hohen Lichts vielleicht doch möglich wäre. Es war klar ersichtlich, dass man die ganze Flanke durchsichern müsste, um den Gipfel zu erreichen. Das Hohe Licht schied damit aus. Auch die Option, den Klettersteig ein wenig hochzusteigen, kam nicht in Frage: Eine Schaufler-Truppe der Alpinschule Oberstdorf war weiter oben am Heilbronner Weg zu Gange und diese wollten wir bei ihrer Arbeit natürlich nicht behindern. Aber unser Alternativplan war schließlich vorbereitet und so rutschten wir mit großer Begeisterung den Hang ins Wieslekar hinunter, scheuchten hier und da ein paar Murmeltiere und Gämsen auf und stiegen dann weglos über den Punkt 2179 in Richtung Rappenseescharte auf. An einer steilen Stelle konnten wir sogar den tags zuvor gelernten T-Anker ausprobieren und mit dem Prusik aufsteigen. 

Als nächste Herausforderung gab es von Eric und Bernhard die Karte und den Kompass in die Hand. Wo sind wir denn nun eigentlich? Hoch motiviert wurde von allen Teilnehmern gemessen und geprüft, bis wir uns alle über unseren Standort zwischen Rappenseekopf und Hochrappenkopf einig waren. Das letzte Stück zum Rappenseekopf konnten wir sogar schneefrei gehen und vom Gipfelkreuz aus eine wunderbare Aussicht über die Allgäuer Alpen genießen. Bevor wir uns auf den Rückweg zur Rappenseehütte machten, kam am kurzen "Gipfelgrat" eine weitere Übung vom Vortag zum Einsatz. Über zwei Standplätze bauten wir einen kleinen aber feinen Klettersteig. Beim Abstieg vom Joch ging es wieder durch den Schnee und es kamen unfreiwillige Rutschübungen zustande – sehr zur Freude von Eric. Kurz vor dem aufziehenden Gewitter erreichten wir alle zufrieden und glücklich die Rappenseehütte. Dort war das für den Abend geplante Theorieprogramm allerdings kaum möglich: Anlässlich der nächsten Morgen stattfindenden Kolpingmesse war halb Oberstdorf angereist, die Gäste samt Musikgruppe in bester Feierstimmung. Da blieb uns nur eins: mitfeiern.

Am Sonntag machte uns Petrus dann schließlich doch noch einen Strich durch die Rechnung. Wir stiegen im Regen in Richtung Enzianhütte ab, um dort noch eine kurze Theorieeinheit zu den Themen  Erste-Hilfe, Kartenlesen und Kompass einzulegen. Einen Stopp bei der Peters Alm ließen wir uns ebenfalls nicht nehmen, kauften dort Almkäse und Speck als kulinarische Mitbringsel von unserem wundervollen Wochenende. Die Tour, da waren sich nämlich alle einig, war überaus lehrreich, spannend und hat  ganz viel Spaß gemacht.  Vielen lieben Dank dafür an Erik und Bernhard!

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