Nun war es also endlich soweit, nach zwei Vorbereitungsabenden und dem Studium von Schulungsunterlagen waren 9 Teilnehmer und die Kursleiter Erik und Uta auf der Anfahrt zum lang ersehnten Skihochtouren-Kurs. Unterwegs schneit es, kaum Sicht; aber als wir am Parkplatz zur Franz-Senn Hütte eintreffen, sind nur noch ein paar dünne Wolken zu sehen! Ursprünglich war vorgesehen, daß die einzelnen Fahrgemeinschaften selbständig zur Hütte aufsteigen sollten, aber durch gute Zeitplanung (oder war es doch eher Zufall?) trafen wir uns dann doch alle am Parkplatz.

Zunächt ging es gemütlich im Tal entlang, dann querte die Spur ansteigend einen felsdurchsetzten Hang. Bald war die Hütte nicht mehr weit, es galt nur noch einen berüchtigten Lawinenriss zu queren, in dem schon einige Lawinenreste lagen. Die Gruppe zögerte kurz, aber Erik gab Entwarnung: Der Schnee war durch das kalte Wetter gut gefroren, so daß kaum Gefahr von Nasschneelawinen bestand.

Auf der Hütte angekommen, konnten wir uns zuerst einmal im Gastraum aufwärmen und etwas stärken; aber das Tagesprogramm war damit natürlich noch nicht vorbei.

Also gingen wir wieder hinaus in die Kälte, um eine groß angelegte LVS-Übung zu absolvieren. Zwei Rucksäcke mit eingeschaltetem LVS wurden als "dummy" vergraben, so daß man auch die Suchverfahren für eine Mehrfachverschüttung trainieren konnte. Ein anderer Teil der Gruppe versuchte sich währenddessen an einer fest installierten LVS Anlage.

Tags darauf waren Übungen zur Spaltenbergung angesagt, also: wie kommt man aus einer Gletscherspalte wieder raus, wenn man unglücklicherweise (natürlich angeseilt) eingebrochen ist? Zum Glück waren echte Gletscherspalten nicht in Reichweite, so dass ein steiler Abhang und eine Schlucht als Übungsgelände herhalten mussten. Das Wetter war wider Erwarten richtig gut, und wir teilten uns auf: Währen die einen am Abhang das Flaschenzugverfahren übten, wurden die anderen der Reihe nach in eine senkrechte Schlucht abgelassen und mussten dann am eigenen Seil hoch prusiken. Da war es gut, dass wir diese Verfahren an den zwei Vorbereitungsabenden im Sektionszentrum schon mal eingeübt hatten: Beim relativ komplizierten Flaschenzugverfahren war uns zumindest der Ablauf schon klar; das Prusiken und die Verwendung des Gardaknotens, mit dem man den Spaltenrand überwindet, hatten wir sogar schon in „echt“ in der Kletterhalle getestet. Draußen im Schnee ist dann doch manches anders, aber schließlich hats bei allen gut geklappt. Ein paar Leuten war das noch nicht genug, so dass nachmittags ein Teil der Gruppe von der Hütte aus noch ein Stück weit aufstieg, um erste Abfahrtsspuren in die Hänge zu ziehen.

Nach einem deftigen Abendessen ging es dann noch weiter: Am nächsten Tag stand die erste Hochtour auf dem Programm, und die wollte erst einmal geplant werden! Nach einiger Überlegung fiel die Entscheidung, über die Turmscharte auf das „Wilde Hinterbergl“ zu steigen – eine abwechslungsreiche Tour mit Gletscher, einer steilen Felsrinne zur Scharte und schönen Abfahrtshängen. Wir teilten uns in Seilschaften auf und jede prüfte die Lawinenlage, machte einen Zeitplan usw.

Früh ging es am nächsten morgen los; ein eisig kalter Wind blies uns entgegen, während die Berggipfel schon in warmes Sonnenlicht getaucht waren. Nach zwei Stunden Anstieg durch ein kaltes Tal kamen dann auch wir in den Genuss der Sonnenwärme, bald darauf wurde angeseilt und es ging auf den Gletscher – für manche Teilnehmer das erste Mal überhaupt. Der Verborgen-Berg-Ferner endet unterhalb der Rinne zur Turmscharte, die von unten noch steiler aussah als sie wirklich war... Die Ski kamen auf den Rucksack und die Steigeisen an die Schuhe, und Erik und Tobias legten ein Fixseil, an dem wir dann mit einer Prusikschlinge gesichert hochsteigen konnten. Oben angekommen machten wir erst einmal Pause und genossen die Aussicht, bevor wir den weiteren Anstieg in Angriff nahmen – der eher eine Querung war, denn der Höhenunterschied war nicht mehr sehr groß, und so erreichten wir bald den Gipfel. Die Aussicht war grandios, der Himmel kristallklar, und die umgebenden Gipfelziele präsentierten sich in strahlendem Weiß - mit fein gezeichneten Aufstiegs und Abfahrtsspuren und winzigen Pünktchen, die sich darauf bewegten...

Die Abfahrt verlief zunächst unspektakulär und führte uns zurück zur Turmscharte, von der wir dann nicht mehr der Aufstiegsspur folgten und stattdessen eine andere Route zurück zur Hütte nahmen. Nach ein paar Meter schweißtreibendem Anstieg mit den Ski in der Hand ging es über schöne weite Hänge weiter abwärts, bis das Gelände steiler wurde und noch mit einer besondere Herausforderung aufwartete: Eine enge und mit hartem Schnee gefüllte Rinne, die nicht zu umgehen war. Es ging nur seitwärts abrutschen, und selbst das war recht heikel – aber dann kamen doch alle wohlbehalten unten an.

Nach dem Abendessen folgte die obligatorische Tourenplanung für den nächsten Tag, die durch die unglaubliche Lautstärke im Gastraum nicht unbedingt erleichtert wurde.

Am Sonntagmorgen ging es wieder früh los, die innere Sonnwand war unser Ziel. Über die weiten Flächen des Sommerwandferner, auf dem wir anstiegen, pfiff ein stürmischer Wind und ließ den Schnee in Kaskaden aus den umgebenden steilen Felswänden herabrieseln. Felsig war auch der Gipfelanstieg, den wir nun noch zu bewältigen hatten. Erik legte an den kritischen Stellen einige Geländerseile am Gipfelgrat, der an manchen Stellen doch recht luftig war. So erreichten alle ohne Zwischenfälle den Gipfel, und da der Wind inzwischen wieder nachgelassen hatte, blieb noch Zeit für eine kurze Gipfelrast.

Der Abstieg erfolgte auf dem gleiche Weg, und am Fuß der Felsen rüsteten wir auf Abfahrt um.

Nach einigen schönen Hängen wartete noch ein letzter kurzer, aber steiler Anstieg zur Oberisserscharte auf uns, denn wir fuhren nicht mehr zur Hütte zurück: Die weitere Abfahrt von dort ins Tal von wäre nicht gerade spannend gewesen. Von der Scharte konnten wir dann als Lohn der Mühe über weite Hänge mit super Pulverschnee abfahren – und das, obwohl es keinen Neuschnee gegeben hatte: Die lockere Schneeschicht in den kalten nordseitigen Hängen war offenbar durch aufbauende Umwandlung des alten Schnees entstanden. Zuletzt kämpften wir uns noch durch grobes Blockgelände abwärts, um dann müde, aber zufrieden und glücklich über das Gelernte und die schönen Touren zurückzukehren.

Nochmal vielen Dank an Erik und Uta für diesen interessanten Kurs!