Obergabelhorn Südwand, Abstieg über Wellenkuppe 16.09.2012

Teilnehmer/innen: Jochem Erik

Im Oktober 2010 gab es schon mal einen Versuch am Obergabelhorn (über den Arbengrat)der aber aufgrund der Kombination von viel Schnee und mangelnder Abgebrühtheit oberhalb des großen Gendarmen abgebrochen wurde. An den nächtlichen Abstieg nach Zermatt denken alle Beteiligten sicherlich immer noch mit Freude. Für dieses Jahr wollen wir (Jochem und Erik) den Gipfel nachholen. Uta kann leider nicht. Ansgar ist schon eine Woche vorher mit Einsteiger Georg über den Arbengrat hinauf und hinunter. Nun ja – das wäre zwar auch möglich aber die Südwand lockt mit der Beschreibung („Diese Wand ist eine der schönsten Klettereien in der Umgebung von Zermatt“) und der Schwierigkeit (S, IV+) dann doch.

Mittwochs zieht noch eine Kaltfront durch und die Frage ist ob das angesagte warme Wetter den Schnee aus der Südwand rausholen wird. Zur Beobachtung hat man heutzutage ja beste Mittel – die Kamera am Plateau Rosa macht einen Rundumschwenk und präsentiert die Südwand in ganz guter Auflösung, Am Donnerstag sinkt die Hoffnung, es scheint nur selten die Sonne und die Wand ist nachmittags so weiss wie am Morgen. Jochem überlegt sich schon ein Alternativprogramm aber es sind ja noch zwei Tage mit prognostiziertem Sonnenschein und Nullgrad-Grenze auf 4000m. Freitag mittag hat sich schon deutlich was getan und am Abend ist die Wand dann doch schon ziemlich dunkel. Also wird alles gepackt und Bahnkarten werden gebucht.

Samstag morgens geht’s mit dem ersten Zug nach Zermatt und von dort in schöner Wanderung zum Arbenbiwak. Nachmittags so gegen drei Uhr können wir den ersten Blick live auf die Wand richten. Es sind zwar noch Schneereste zu sehen aber der überwiegende Anteil schauft trocken aus. Nur wenige Wasserfahnen ziehen sich hinunter. Während des Zustiegs haben wir einiges an Gelegenheit die Route zu studieren. Im Biwak sind ausser uns noch zwei nette Italiener die den Arbengrat machen wollen. Es ist aber anscheinend nicht immer so wenig los wie jetzt. Im August gibt es viele Wochenenden wo das Hüttenbuch volles Haus meldet. Auch vom Biwak ist die Route gut einzusehen, gegen Abend erlaubt das schräg einfallende Sonnenlicht einen guten Einblick. Laut Führer ist es wichtig auf die rechte Rippe zu kommen, sonst gelangt man unterhalb des großen Gendarmen auf den Arbengrat. Aber wir sind zuversichtlich daß es klappen wird.


Südwand mit Schneeresten


Routenverlauf


Gemeinsames Klettern

Am Sonntag morgen um halb sechs Uhr geht’s los. Zuerst auf der normalen Route zum Arbengrat (immer den Steinmännern lang) bis das große Schneefeld beginnt. Von dort mit den Steigeisen an den Füssen nach rechts absteigend queren (Steiler Hang) und wieder ansteigend bis zum Einstieg dort wo die Rippe das untere Ende des Schneefeldes trifft. Dort legen wir das Seil an. Zuerst geht es über etwas steinschlägiges Gelände hinauf, hier lohnt es sich das Seil kurz zu nehmen. Etwas weiter oben wird das Gelände dann sauberer. Wir halten uns immer etwas nach rechts und gelangen richtig auf die rechte Rippe. Nachdem wir der Rippe bis zu ihrem Ende, auf einen Kopf hinauf, gefolgt sind wird das Gelände schwieriger. Nun sichern wir von Standplatz zu Standplatz. In einem Schwenk nach links und dann im wesentlichen direkt hinauf gelangen wir auf den nach links klar abgegrenzten Pfeiler der auf das Kohlenband führt. Hier hinauf. Das Kohlenband ist sofort zu erkennen und in leichter Querung gelangen wir in das Couloir welches sich nach rechts hinauf zieht.


Jetzt wirds schwieriger


Schönes Klettern


Kurz vor dem Kohlenband

Eigentlich soll es nun aus dem Couloir hinauf über ein nach links abfallendes Band zu einer kletterbaren Möglichkeit direkt auf den Gipfel gehen. Der Führer spricht von 3 Seillängen im Couloir bis zu eben jenem Band. Als wir die 3 Seillängen abgespult haben sind wir am Nordwestgrat nur wenige Meter unterhalb des Gipfels. Das einzige nach links abfallende Band was wir erahnen können ist knapp unterhalb von uns und führt mit 10-20 Klettermetern zum Gipfel. Das macht ja keinen Sinn. Aber was solls – wir sind oben und die eine fehlende Seillänge soll es nicht gewesen sein.


Auf dem Kohlenband


Jochem am Gipfel


Erik am Gipfel

Als wir am Gipfel angekommen sind ists viertel nach zwölf, windstill und warm. Eine Einladung noch etwas oben zu bleiben und den Schweinsgalopp nach Zermatt etwas hinaus zu schieben. Kurz nach eins machen wir uns dann auf den Weg nach unten. Mit den beiden Halbseilen schaffen wir es mit 3mal Abseilen bis zum Firngrat (mächtig Kraft beim Abziehen brauchte man schon). Der Firngrat hat eine schöne Spur die aber zum Teil sehr nahe und an einer Stelle auch jenseits des Anrisses der Wächte ist. Aber links ists dann doch recht steil daß der Wunsch nach einer neuen Spur nicht so richtig aufkommt.


Unten am Grat


Vor dem Kluckerturm


Blick von der Wellenkuppe zurück

Eine kurze Kletterstelle mit Steigeisen auf den Gendarm hinauf und schon können wir die Seile wieder auswerfen. Die 60m reichen wiederum bis an den Fuss des Gendarmen so daß jetzt der mühsame Gegenanstieg auf die Wellenkuppe folgt. Von der Wellenkuppe geht’s nun mit mehrern kürzeren Abseilaktionen hinunter. Der Trick besteht nun darin nicht nach rechts in die Ostflanke hinabzusteigen sondern am Grat zu bleiben. Dort ists zwar auch öfters brüchig aber nicht so schlimm wie in der Flanke. Zudem gibt es mehrere Abseilstellen. Nach dann doch einiger Zeit sind wir dann auf der Schneeschulter die auf den Gletscher führt. Wir legen das Seil wieder an und sind nach einem Fussbad auch bald am Gletscherende in der Nähe der Rothornhütte.

Es ist jetzt knapp 18 Uhr und somit ist klar daß wir wohl auch den Zug nach Bern nicht mehr erwischen. Aber wir sind ja vorbereitet und steigen gemütlich ab. Am Hotel Trift gibt’s dann noch was zu trinken und so ist es dann schon nach 21 Uhr als wir in Zermatt einlaufen. Ansgar hat mit Marc Nordend und Dufourspitze gemacht und hat mit der letzten Bahn vom Gornergrat noch den Zug nach Bern erwischt. Wir holen unsere Schlafsäcke und Isomatten aus dem Schliessfach und fahren nach Täsch wo wir hinter dem Terminal auf der Wiese eine ruhige Nacht verbringen. Mit der ersten Bahn geht’s dann zurück und um halb zwölf dürfen wir auch wieder arbeiten.

Fazit: Tatsächlich ist die Obergabelhorn-Südwand eine sehr schöne Kletterei. Bandschlingen, Friends und Keile sind obligatorisch, es stecken so gut wie keine Haken. Um die Kletterzeit einigermaßen zu halten sollte das erste Drittel gemeinsam am Seil gegangen werden. Das ganze kann man tatsächlich mit Bollerschuhen klettern, wir hatten zwar Kletterfinken dabei die aber im Rucksack blieben. Der Abstieg über die Wellenkuppe ist das Sahnehäubchen (natürlich abgesehen vom Bruchgelände unterhalb der Wellenkuppe). Das Arbenbiwak ist spät im Jahr leer und übrigens prima mit Gaskochern und Geschirr ausgestattet.

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