Weisshorn Ostgrat 18.-19.08.2009.

Teilnehmer/innen: Ansgar und Erik (Bericht)

Nach einem etwas unbeständigem Sommer 2009 herrscht ab Mitte August ideales Bergwetter. Erik ist gerade vom Hüttenwandern zurückgekommen und bekommt – den Kollegen sei dank – noch zwei Tage frei. Ansgar ist auch verfügbar und so kann es losgehen aufs Weisshorn.

Dienstag 18.08.2009.

Da wir ungern in der Hitze aufsteigen wollen entschliessen wir uns schon am Montag abend loszufahren. Wir übernachten im Mattertal mit Schlafsack und Isomatte und stellen früh morgens das Auto in Randa in die Tiefgarage. Die 1500m Hüttenaufstieg sind ziemlich schnell vorbei und es gibt einen ersten Kaffee auf der Hütte. Eine dreier Gruppe kommt zu dieser frühen Uhrzeit herunter – sie sind am Vortag über den Nordgrat gekommen und haben es nicht mehr ganz hinunter geschafft und müssen sich erst noch einmal aufwärmen. Einer von Ihnen ist auch schon 68 Jahre alt – das finden wir dann doch eine prima Leistung.

Anschliessend gehen wir ganz gemütlich zur Inspektion der Route auf den Schaligletscher. Der Durchschlupf durch die erste Rampe (S-Schlag) auf den Punkt 3145 ist deutlich zu erkennen und wir bilden uns auch ein -unterstützt von einem Foto mit Wegführung- den Weiterweg bis zum Frühstücksplatz gefunden zu haben.


An der Hütte


Fürs Mischabel-Panorama klicken


Da wollen wir hoch

Den Rest des Tages liegen wir bei Traumwetter auf der faulen Haut und schlafen schon ein bisschen vor. Hoffentlich sieht das Wetter morgen genau so aus. Insgesamt ist die Hütte schon ziemlich voll – es sind sicherlich mehr als 10 Seilschaften die zum Gipfel wollen.

Mittwoch, 19.09.2009.

Lucius der Hüttenwirt weckt um halb drei – vorher darf nach seiner sehr sinnvollen Direktive keiner das Lager verlassen. Anschliessend schnelles Frühstück und los geht’s kurz nach drei Uhr. Leider ist fast Neumond und es ist nur eine ganz schmale Sichel zu sehen. Erik hat als Handicap schwache Batterien in der Stirnlampe, das sollte eigentlich nicht passieren.

An der Rampe gibt’s den ersten Stau – die ersten Seilschaften die an der Hütte vorgeprescht sind warten ab bis ein Bergführer vorangeht. Eine ziemlich typische Situation die es öfters gibt. Es geht nun über das Steiglein zuerst rechts dann links hinauf auf den Punkt 3145. Im Anschluss nutzen wir die Gelegenheit nach vorn zu gehen – es ist doch spannender den Weg selbst zu suchen als jemandem hinterherzutappen den man noch nicht einmal bezahlt hat. Es geht nun eine ganze Weile das erste Firnfeld hinauf bis an dessen Ende. Dann über Felsplatten nach rechts bis zu einem Grätchen. Diesem folgen und über einen kleinen Übergang rechts vom Grätchen hinauf auf das zweite Schneefeld/die Schneeschulter wie sie im Führer genannt wird. Das Schneefeld gehen wir nach links aus und finden nach einigem herumgestochere schräg nach links hinauf den Übergang auf die Rippe die hinauf zum Frühstücksplatz führen soll.

Nun geht es immer die Rippe hinauf – im Zweifel eher ein wenig mehr klettern und in der Diretissima bleiben als in die bröseligen, flachen Rinnen links oder rechts ausweichen. Die Rinnen sind zwar nicht extrem steil aber für Steinschlag der die folgenden Seilschaften gefährdet reicht es schon aus. Es findet sich immer wieder ein Steinmann der den Weg weist. Es wird nun schon langsam hell und als wir am Frühstücksplatz ankommen ist Sonne schon fast herausgekommen. Der Weg zum Gipfel ist nun deutlich zu erkennen.


Nach dem Frühstücksplatz


Im Grat


Die erste Morgensonne

Nach kurzer Pause am Frühstücksplatz geht es wie bisher seilfrei weiter. Die Kletterei im festen, schneefreien Fels ist prima. Der erste Turm ist der Lochmatterturm der keinen Eisenstift mehr aufweist sondern ein kurzes Seilstück an der A0-Stelle. Anschliessend kommen zwei weitere Aufschwünge die aber problemlos frei zu klettern sind (Haken für schlechte Verhältnisse vorhanden). Der letzte Turm wird wie im Führer beschrieben rechts unschwierig umgangen – nur eine kurze eisige Stelle läßt uns vorsichtig werden.

Nun ist der Felsteil auch schon überwunden und wir ziehen wieder die Steigeisen an. Drei kurze schmale Gratstückchen folgen bis der Grat breiter wird. Auf 4300m kommen wir an den Bergschrung der problemlos zu überqueren ist. Der Rest bis zum Gipfel ist ebenfalls leicht – jedoch spürt man natürlich die Höhe. Das letzte Stück zum Gipfel geht es wieder in den Felsen.

Um ca. 8 Uhr treffen wir am Gipfel auf die ebenfalls ersten Seilschaften die über Nordgrat und Schaligrat hinaufkommen – dieses zeitgleich Eintreffen ist eine interessante Situation. Insgesamt waren wir jetzt nur knapp 5 Stunden unterwegs was aber bei den guten Verhältnissen aber auch nachvollziehbar erscheint. Das Wetter hat sich prima gehalten – bis auf den Dunst über der Po-Ebene zeigt sich keine Wolke am Himmel. Es ist windstill und warm. Der Nordgrat ist ganz gut einzusehen und lädt richtiggehend ein. Der Schaligrat versteckt sich etwas, jedoch ist das Biwak vom Gipfel aus zu sehen.


Im Firnteil – hier wird’s richtig breit


Die letzen Meter


Gipfelfoto



Nordgrat


Ostgrat


Der Schaligrat

Nachdem nun einige andere Seilschaften eintreffen wird der Platz am Gipfel recht knapp und wir beschliessen abzusteigen. Der Abstieg über den Firnteil ist leicht. Den Felsteil gehen wir zusammen mit zwei netten Italienern und teilen uns praktischerweise das Einrichten der drei Abseilstellen.

Das Unangenehmste am Abstieg ist die Rippe unterhalb des Frühstücksplatzes. Um den Schutt zu vermeiden muss man doch einiges abklettern. Zudem hat man den Nachteil gegenüber dem Aufstieg im Dunkeln daß man jetzt im Hellen den ganzen Bröselkram anschauen muss. Der Rest des Weges bis zur Hütte ist dann irgendwann auch geschafft – wir stellten dann fest daß wir für den Abstieg dann doch 4 Stunden gebraucht haben, nur eine Stunde mehr als für den Aufstieg.


Blick zurück


Hütte mit Zinalrothorn


Blick von Randa hinauf zum Weisshorn

Nach Auftanken an der Hütte steht uns noch der 1500m-Abstieg ins Tal bevor. Die letzten Meter sind wie immer endlos – es ist nun schon ziemlich warm. Wir merken daß es eine sehr gute Idee war am Vortag frühmorgens aufzusteigen und beneiden die heraufkommenden Gipfelaspiranten nicht. Eingepackt und Heimgefahren ist dann auch schnell.

Fazit:
Leider hatten wir nicht mehr Zeit – aber es war eine tolle Tour. Aufgrund der guten Verhältnisse leichter als gedacht, so daß sich die Schwierigkeiten im wesentlichen auf das Finden der Route bis zum Frühstücksplatz beschränkten. Aber insgesamt doch eine lange Tour.

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